Empathisch führen in der Pflege

Die Umsetzung im Alltag allerdings zeigt oft, dass Feedbackregeln kaum oder gar nicht angewendet werden. Oder gerade noch im Feedback geben, aber kaum im Feedback annehmen. Und manches Feedback oder manche Rückmeldung kommt auch gar nicht mit dem Etikett „Achtung! Vorsicht Feedback!“
Da wird schon mal im Vorbeigehen schnell Rückmeldung gegeben. Oder im beruflichen Alltag nicht mehr an die wertschätzenden Regeln gedacht.
Kennst Du diese Rückmeldungen? Wenn es positiv ist, freust Du Dich. Klar! Und wenn es sich um kritische Äußerungen handelt? Was passiert dann mit Dir? Welche Gefühle und Gedanken kommen dann automatisiert bei Dir hoch? Fühlst Du Dich angegriffen, abgewertet, negativ kritisiert? Wie verhältst Du Dich in solchen Situationen?

• Rechtfertigst Du Dich?
• Wehrst Du ab?
• Versuchst Du die Aussage zu entkräften?
• …..

Ein Feedback ist erstmal (ganz neutral gesehen) eine Rückmeldung auf Dein Handeln. Ist die Botschaft nicht ganz so gut, springt Dein emotionaler Modus möglicherweise auf „Hab acht“ und es wird eine Stressmeldung in Dein Hormonsystem gegeben. Ab jetzt läuft ein automatisches Programm. All Deine Zweifel, Ängste und Befürchtungen, die Du in solchen und vergleichbaren Situationen kennst, ploppen auf. Du nimmst das Feedback dann als persönlichen Angriff wahr und reagierst wie immer. Siehe oben. Aber STOPP! Du bist Führungskraft in der Pflege!

DU ENTSCHEIDEST, NICHT DEIN AUTOPILOT!

Dann versetze Dich in Mitarbeitende, die so reagieren. Emotional, zum Teil irrational, trotzig bis aggressiv oder starr mit kaum einer Regung oder z.T. kindlich.
Irgendwas läuft also gerade bei diesem Menschen so, dass der Autopilot die Führung übernimmt.

Und jetzt wieder zu Dir selbst! Erkennst Du Deine Trigger, die Dich in den Autopilotenmodus verfallen lassen? Verlierst Du möglicherweise Deine Souveränität in dem Moment, wenn Du Rückmeldungen erhältst, die Dir unangenehm sind?
OK, dann ist hier Dein Trainingsfeld! Jetzt kannst Du Lernschritte gehen und Entwicklungsimpulse setzen. Du brauchst niemand anderen dazu. Allerdings könntest Du Dir jemand suchen, mit dem Du gute Reflexionsgespräche führen kannst.
Zunächst geht es darum, Sachinhalt und Gefühl voneinander zu trennen. Du wirst sonst nie entdecken, welche Lernfelder sich Dir öffnen.

Schritt 1: Abstand nehmen zum Gefühl
Leg Deine Hände so aneinander, dass sich die Außenkanten und die Kleinen Finger berühren. Lege jetzt in die eine Handfläche das Gefühl mit den zugehörigen Gedanken. In die andere Handfläche lege das Thema des Feedbacks, der unangenehmen Rückmeldung.

Schritt 2: Entscheiden und Priorisieren
Jetzt bewege langsam beide Hände auseinander, bis Du nicht mehr beide Hände gleichzeitig im Blick hast. Du musst nun entscheiden, welche der Hände Deine volle Aufmerksamkeit erhält. Ist es die Hand mit dem Sachthema oder die Hand mit dem Gefühlsthema? Bescheiß Dich nicht dabei und triff eine Entscheidung!

Schritt 3: Emphatisch mit sich ins Gespräch kommen
Egal, für welche Hand Du Dich entschieden hast. Es gibt Fragen, Entdeckungen, Erkenntnisse, wenn Du Dir das Gewählte aus der Vogelperspektive anschaust. Notiere Dir das jeweils und sei dabei wertschätzend mit Dir selber und gleichzeitig neutral und reflektiert.

Schritt 4: Du bist Führungskraft!
Entdecke über die Reflexion mögliche Lösungsansätze, Lern- und Entwicklungswege für Dich. Plane mögliche Handlungen. Entwickle einen konkreten Schritt, der Dich in Deiner Führungspersönlichkeit stärkt.

Feedback entgegennehmen ist ein Geschenk. Auch wenn es erstmal unangenehm ist. Manche Geschenke zeigen ihren Wert erst beim Auspacken. Denn in jedem (!) negativen Gefühl eines Feedbacks versteckt sich eine persönliche Lernaufgabe. Entweder auf der Gefühls- oder/und auf der Sachebene.

Schritt 5: Dankbar sein und zuhören
Entwickle Dankbarkeit für die jeweiligen Feedbackgeber*innen. Ohne sie hättest Du den jetzigen Entwicklungsimpuls nicht. Höre zu ohne den „Zwang“ der Reaktion. Frage nach und Du erfährst mehr, als wenn Du automatisiert und reflexartig reagierst.

Vielleicht kannst Du als Führungskraft das nächste Mal mit den Reaktionen von Mitarbeitenden anders, verständnisvoller und emphatisch umgehen. Und wenn Du noch mal in den Artikel über „Feedback geben“ reinschauen möchtest, klick doch einfach hier.

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2 Kommentare

  1. Elisa

    Ich habe für mich selbst, festgestellt, wenn ich den Schritt aus meiner,, komforzone“ bewusster angehe, sehe ich vieles, vielleicht auch zuerst unangenehmes, aber ich sehe es und stelle mich dem ganzen, bewusst.

    Seit dem, fühle ich mich befreiter, klarer, bewusster.

    Antworten
    • Die Kommunikationskönner

      @Elisa
      Genau! 🙂 Seine Komfortzone zu verlassen, ist erst mal schwierig. Es sich lohnt aber in allen Fällen. Nur so beginnt Veränderung. Das gilt erst recht für die empathische Kommunikation. Ohne sich einzulassen geschieht auch hier nichts.

      Antworten

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